Rezension Das Heim

 

Rezension Das Heim

Das Heim, 8 Demenz-erkrankte Bewohner und jemand, der alle in Angst versetzt!
 
 
 
 

 Titel: Das Heim
Autor: Mats Strandberg
Verlag: Fischer Tor Verlag
Erscheinungstag: 26.05.2021
 Seitenzahl: 446 Seiten
Übersetzung: Nina Hoyer
Stand Alone
 
Inhalt:

Zum ersten Mal nach zwanzig Jahren kehrt Joel zurück in sein Heimatstädtchen an der schwedischen Westküste, um seine demenzkranke Mutter zu pflegen. Seit ihrem Infarkt ist Monika nicht mehr dieselbe, und schweren Herzens bringt Joel sie im Seniorenheim unter, wo sie sich zunächst zu erholen scheint.
Doch schon bald verschlechtert sich Monikas Zustand: Sie magert ab. Wird ausfallend. Und spricht dunkle Geheimnisse aus, von denen sie eigentlich gar nichts wissen kann. Manche der Alten halten sie deshalb für einen Engel, andere für einen Dämon, und auch auf Joel wirkt seine Mutter, als wäre sie nicht sie selbst.
Eine von Monikas Pflegerinnen ist Joels Jugendfreundin Nina. Seit zwanzig Jahren haben die beiden nicht miteinander gesprochen, und so schmerzhaft sich ihre Wege damals getrennt haben, so schmerzhaft ist jetzt ihr Wiedersehen.
Und als sich die beklemmenden Vorkommnisse im Heim häufen, findet Joel ausgerechnet in Nina eine Verbündete, um dem Grauen entgegenzutreten.

Meinung:

Wir erleben die Geschichte aus eben diesen zwei Perspektiven. Joel und Nina sind jetzt keine 100%igen Sympathieträger, aber das könnte auch daran liegen, dass beide unnahbar sind. Nina scheint perfekt alles in den Griff zu bekommen und es ist ihr ein Leichtes ihren Alltag zu regeln und dabei keine Verstöße an den Tag zu legen. Joel ist da das komplette Gegenteil. Er hat eine Drogenvergangenheit, ist dem Alkohol nicht abgeneigt und scheint manchmal etwas überemotional in die aggressive, sowie auch die weinerliche Richtung.
 
So prallen also diese beiden Extreme im Heim aufeinander und ihre gemeinsame Vergangenheit ist dabei nicht wirklich zuträglich. Das ist aber alles nicht die Haupthandlung, denn die spielt im Heim bei Monika und den anderen. Auch hier brauchte ich anfänglich Zettel und Stift und musste mir Nummer und Name der Bewohner und Pfleger notieren. Ich fand es schön wie Mats Strandberg allen Bewohner eine gewisse Note verlieh und mein Zettel immer mehr in den Hintergrund rückte. Wer hätte gedacht, dass Demenz so unterschiedliche Verläufe nehmen kann. Genauso wie der Klinikalltag war das richtig gut dargestellt und habe mich gut in den Alltag der Patienten mitgenommen gefühlt. 
 
Die Handlung rund um Joel und seine Mutter beginnt ruhig und man erfährt erst einmal alle Gründe für diesen Schritt und wie schwer es beiden fiel den Weg einzuschlagen. Auch Ninas Geschichte wird etwas deutlicher beleuchtet und dann kommen sehr leise und schleichend die kleinen Horrorelemente durch. Das Buch ist nicht brutal, blutig oder spektakulär spannend, aber man bleibt an der Handlung dran und will mehr über die Bewohner und Monika erfahren, die das Treiben ganz schön in Schwung bringt.
 
Zwischen den Kapiteln von Joel und Ninas Sicht sind auch Auszüge aus dem Heim und wirkt wie eine Art Zusammenfassung aller und das fand ich wie bei "Der Konferenz" schon sehr interessant. Durch diese allwissende Perspektive erfährt man auch kleine Dinge außerhalb der wirren Gedanken der beiden Protagonisten und es werden Verbindungen geknüpft, die einen das Ende etwas durchsichtiger gestalten. Hier war ich etwas enttäuscht. Ich kann nicht direkt betiteln, was mich genau gestört hat, aber etwas hat gefehlt.
 
Also ich danke Andrea wieder für den rasanten Buddyread und kann das Buch jedem empfehlen, der lieben den ruhigeren Horror mit weniger Blut und Splatter möchte, sondern sich einfach nur gruseln möchte und wenn es der Gedanke daran ist, so zu enden wie die Bewohner.
 




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