Rezension Der bemalte Vogel

Rezension Der bemalte Vogel

 
2. Weltkrieg, Polen mit viel Leid und Grausamkeit!
 
 
 
 

 Titel: Der bemalte Vogel
Autor: Jerzy Kosinski
Verlag: Festa - Must Read
Erscheinungstag: 30.07.2024
 Seitenzahl: 356 Seiten
Stand Alone
 
 
Inhalt:

Irgendwo im Osten Europas, während der Zweite Weltkrieg tobt: Um ihn vor den Nazis zu schützen, wird ein kleiner jüdischer Junge zu einer alten Frau aufs Land gegeben. Kurz darauf stirbt sie und der Junge bleibt allein zurück.
Als er durch die zerfetzte Welt irrt, erlebt er die Gräuel des Krieges – aber auch die Perversion und Brutalität der Soldaten und der abergläubischen Landbevölkerung.
Der Junge verstummt und hat sich, als der Krieg endet, für immer verändert.
 

Meinung:

Also hier hätte ich mit fast jeder Seite zu kämpfen. Es waren mal 100 Seiten, die richtig gut liefen und dann wieder garni. Das Nachwort habe ich fast zur Gänze überflogen, da ich es nicht abbrechen wollte wegen 50 Seiten... Die Gräueltaten des Krieges sind hier mehr als nebensächlich. Wir folgen einem Jungen, dessen richtigen Namen wir nie erfahren, sondern nur beleidigende Spitznamen.

In jedem Kapitel besucht der Junge eine andere "Pflegefamilie", oder eher kommt dort unter. Denn mit den Freuden eines Besuches hatte es nichts gemein. Er wird ständig denunziert, misshandelt, bestraft oder anderweitig gequält. Meisten sterben seine Sklaventreiber zum Ende des Kapitels und er muss erneut fliehen, in die nächste Grausamkeit. Dementsprechend lang sind die Kapitel, denn er schildert ausführlich seine Qualen. Dass er sich nirgends wohl fühlt liegt schlussendlich auch nicht an den Geschehnissen, sondern dass er auch keinerlei Anstalten macht sich oder die Beteiligten vorzustellen. Es wirkt alles so distanziert und stellenweise grundlegend naiv, als hätte er keine andere Erziehung genossen und ist nur froh über ein Dach über dem Kopf. Was das Buch ebenso beherrscht ist Angst. Es werden uns ständig die Ängste des Jungen mitgeteilt und das die Angst vor noch Schlimmeren ihn vom Weglaufen hindert. Wobei man sich sehr oft fragt, was er noch zu verlieren hat, außer sein Leben und das ist in keiner Weise lebenswert.
 
Mir hat wahrscheinlich der Schreibstil am meisten zu schaffen gemacht. Er war völlig emotionslos, kalt und statisch. Ich hatte keine Bindung zu irgendeiner handelnden Person in diesem Buch. Wahrscheinlich wie der Autor selbst. Seine Erlebnisse sind unglaublich grausam und schlimm und dass man danach mauert ist mir durchaus klar, aber jegliche Entscheidung war mir ein Rätsel und ich konnte mich in keinster Weise in ihn hineinversetzten. Genauso wie das letzte Drittel hin zum Ende. Stellenweise führen ein paar glückliche Umstände zu einem positiveren Verlauf, aber statt das anzunehmen und zu schätzen zu wissen, tut er alles Mögliche daran es wieder zu zerstören. Freunde oder Begleiter gibt es hier wenige und einen guten Einfluss kann man das auch nicht nennen.
 
Dadurch zog es sich für mich. Auf ein Happy End hatte ich die Hoffnung schon früh aufgegeben und trotzdem ist mir das Ende ein völlig unerklärliches Rätsel. Es kommt ein zeitlicher Sprung, wo wir dann keinem Jungen, sondern einem Mann folgen, der nichts mehr mit dem vorherigen Protagonisten gemeinsam hat. Man fragt sich, was in der Zwischenzeit passiert ist und ob er sich gefangen hat. Aber nichts deutet auf diesen Verlauf oder die Veränderung hin. Hier mangelt es an vielen Sachen, aber hauptsächlich an Informationen. 
 
Leider ein riesen Flop für mich und ich habe keine Ahnung, wem ich so ein Buch empfehlen würde. Noch nicht einmal, wenn man eine masochistische Ader hat, weiß ich nicht, ob das Buch nicht doch in eine andere Richtung geht. Vielleicht habe ich es auch nicht verstanden, oder warum wurde das so oft prämiert... Bitte sagt es mir, was ihr daran mochtet!
 
 
 

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