Rezension Nothing Man

 

Rezension The Nothing Man

Zwei Geschichten. Ein Mörder. Keine Gnade!
 





Titel: The Nothing Man
Autor: Catherine Ryan Howard
Verlag: Rowolt Verlag
Übersetzung: Jan Möller
Erscheinungstag: 20.07.2021
Seitenzahl: 400 Seiten
Stand alone 
 

Inhalt:

 Ein Thriller nicht nur für True Crime-Fans: Der neue beklemmende und extrem spannende Roman der irischen Bestsellerautorin: Ein Opfer jagt den Serienkiller: Wer hat die Macht, den anderen zu zerstören? «Ich war das Mädchen, das den Nothing Man überlebte. Jetzt bin ich die Frau, die ihn fassen wird.» So beginnt das True-Crime-Memoir «The Nothing Man», das Eve Black über die verzweifelte Suche nach dem Mann geschrieben hat, der vor nahezu zwanzig Jahren ihre gesamte Familie tötete. Dem Mann, der nie Spuren hinterließ. Supermarkt-Wachmann Jim Doyle hat den Bestseller auch und je mehr er liest, desto größer wird seine Wut, denn er war – er ist – der Nothing Man. Seite um Seite wird ihm bewusst, wie gefährlich nah Eve der Wahrheit kommt. Er weiß, dass sie nicht aufgeben wird, bis sie ihn gefunden hat. Er hat keine Wahl: Bevor sie sein Leben zerstört, muss er das vollenden, was ihm 20 Jahre zuvor nicht gelungen ist: Eve töten.

Meinung:

Ein richtig gutes Buch, wenn man von den Stellen absieht, die sich extrem ziehen. An dieser Stelle danke ich Lucylorelaie für den zügigen und amüsanten Buddyread.

 The Nothing Man ist als Buch im Buch aufgebaut. Zusammen mit Jim Doyle entdecken wir was Eve über sich und ihn zu erzählen hat und rutschen von anfänglich vielen Buchszenen immer mehr in die Realität und die Welt in der Jim lebt ab. Eine Welt die beginnt sich unaufhörlich immer und immer schneller zu drehen und längst auf Kollisionskurs steht. Wir, als Leser, lesen mit Jim - dem Nothing Man - Eves Buch, in dem Eve sowohl die Erlebnisse der Nacht schildert, in der ihre Familie starb, als auch die restlichen Verbrechen des Nothing Man sowie ihre Recherchen zum Fall, wie z.B. Gespräche mit damaligen Zeugen bzw. vorherigen Opfern des Nothing Man. Durch den Schreibstil von Eves Buch und die realistischen Schilderungen hat man als Leser tatsächlich das Gefühl, die wahre Berichterstattung eines Opfers zu lesen, obwohl es sich "nur" um reine Fiktion handelt. Sieh es als ein TrueCrime Buch mit der Gefühlswelt des Mörders, der entkommen konnte.

Eve und Jim sind dabei die zentralen Charaktere, aus deren Sicht wir den Inhalt erfahren. Zwei Menschen, die etwas verbindet, die sich jedoch gnadenlos voneinander unterscheiden.
Jeder präsentiert eine Seite und als Leser ist man unglaublich davon gefesselt, was in Ihnen vorgeht und was ihren Antrieb angeht. Auch stilistisch unterscheiden sich die beiden Perspektiven. Wo wir bei Eve eine klare serifenlose und etwas dickere Schrift haben, lesen wir bei Jim in einer Serfienschrift, wie Times New Roman. Auch was die Sprache angeht, bemerkt man Unterschiede. Jim ist eher Tagebuch ähnlich und den Alltag beschreibend angesiedelt, wo Eve eher in die dokumentarische und analytische Vergangenheit geht. Beide Versionen sind stellenweise kühl oder emotional, aber bei Eve hatte ich mehr Momente der Langeweile. Gerade die Stellen der Recherche und genausten Beschreibungen aller Standorte mit ihren Geschichten zog sich für mich sehr. Interessant war wiederum die Wahrnehmung der Beiden zueinander. Nicht nur während der Tat, was Jim über den Verlauf denkt, als er ihr Buch liest und wie Eve über den Mörder und sein Wesen spekuliert.

 Die 5 Fälle sind wie gesagt gut beschrieben, verlieren sich aber des Öfteren im Detail. Es wurde sicherlich gemacht um den Leser in Kenntnis zu setzen, was für ein Aufwand so ein Buch ist, aber gehört für mich eher ins Nachwort und mindert doch die Spannung. Das Eve die einzige Überlebende ist, stimmt so auch nicht und das war für mich auch das Interessanteste an diesem Buch. Eve beschreibt genau die Entwicklung des Nothing Man und dabei seine Vorgehensweise und wie diese sich ändert. Eine Steigerung bei den Beschreibungen ist somit garantiert und richtig spannend. Interessant war dabei auch mehr über das Leben der anderen Opfer zu erfahren, weil es sie nicht bloß als Opfer zeigt, sondern als die Menschen die sie gewesen sind und derer man sich erinnern sollte. An dem Punkt als Jim mehr in die eigentliche Story einbezogen wird, wird es auch für mich sehr fesselnd und rasant gewinnt die Handlung dann an Tempo.

Es ist als Thriller bezeichnet, ist für mich allerdings eher ein Spannungsroman, da mir für einen Thriller hier doch der „Thrill“ fehlt. Täter werden zu oft glorifiziert und für übermenschlich gerissen gehalten, was nicht nur falsch ist, sondern auch die Aufmerksamkeit vom wesentlichen wegführt, den Opfern. Das wird hier super herausgearbeitet und zeigt uns auch das leichtsinnige Fehlverhalten des Mörders. Trotzdem hat es mich stark an das Buch: "Ich ging in die Dunkelheit" von Michelle McNamara erinnert. Es ist, als würde der Täter ihr Buch lesen und darauf reagieren. Witzigerweise bezieht sich die richtige Autorin im Nachwort auch darauf, was aber für mich garni geht ist der Spoiler, den sie dabei raushaut.

Also dieses Werk ist eine Empfehlung für jeden True Crime Fan, der auch mal die Sicht der anderen Seite dazu lesen möchte und sich an trockenen Längen nicht stört, sondern diese für euch zum Prozess dazu gehört.



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