Rezension Die Kolonie
- C.J. Tudor -
Wer auf Vampire steht, die eine ernste Rolle in der Gesellschaft haben, darf sich dieses Buch nicht entgehen lassen!
Titel: Die Kolonie
Autor: C.J. Tudor
Verlag: Goldmann Verlag
Übersetzung: Marcus Ingendaay
Erscheinungstag: 22.01.2025
Seitenzahl: 508 Seiten
Stand alone
Inhalt:
In einer Kleinstadt in Alaska wird ein Junge tot aufgefunden.
Seine Kehle ist zerfetzt, seinem Körper alles Blut entwichen. Die
Brutalität des Mordes erinnert an eine Tat, die 25 Jahre zurück liegt.
Detective Barbara Atkins wird zur Unterstützung von Sheriff Jensen
Tucker hinzugezogen, der den ursprünglichen Fall untersucht hatte. Die
Einwohner von Deadhart glauben jedoch zu wissen, wer der Schuldige ist:
ein Mitglied der nahe gelegenen Vampirkolonie, die in einer alten
Bergbausiedlung tief in den Bergen lebt. Barbara gerät unter Druck, die
gesamte Kolonie gezielt töten zu lassen. Doch die Beweise sind nicht
stichhaltig, und die Menschen lügen. Dann verschwindet ein weiterer
Teenager. Barbara und Tucker bleibt nicht mehr viel Zeit, um die
Wahrheit herauszufinden: Jagen sie einen kaltblütigen Mörder – oder ein
blutdürstiges Monster?
Meinung:
Wie immer ein ganz toller Thriller aus der Feder von Frau Tudor! Ich muss sagen, dass die Autorin über die Jahre bei mir einen festen Platz im Thrillerregal inne hat und deshalb war es auch diesmal für mich eine Selbstverständlichkeit ihr neues Werk zu kaufen. Das ich dazu noch das Glück hatte, bei meiner Buchhandlung eine Woche vor Release, dieses Buch im Sortiment zu finden, war doppelt so erfreulich. Von dem anfänglichen Gedanken, des schnellen Reinlesens, habe ich dann recht schnell gemerkt, dass ein "aus der Hand legen" nicht möglich ist und dann war es auch schon wieder vorbei. Wiedermal ein richtiger Pageturner mit einer sehr geilen Idee, aber ganz von vorn.
Wir starten mit einem sehr kurzen Kapitel über einen Bewohner der Stadt, was mehr irritiert als Informationen preisgibt. Aber ist das nicht der Sinn eines guten Prologs? Recht schnell lernen wir Barbara Atkins kennen, die nicht nur als Kriminalbeamtin tätig ist, sondern auch Vampirologie studiert hat und somit zu einem Fall im tiefsten Alaska berufen wird. Sie ist nicht die typische Superpolizistin mit gestähltem Körper, sondern eine niedliche, sehr pfiffige Ermittlerin mit einem Sinn für das Gerechte und den Fakten. Wir merken schnell, dass sie nicht parteiisch ermittelt und wirklich den Tathergang auf den Grund gehen möchte. Dazu bekommen wir noch allerhand Informationen über die Lebensweise der Vampirkolonien und wie etabliert sie vermeidlich in der Gesellschaft sind. Den Gedanken mochte ich am meisten in dem Buch, dass es nicht wieder die gruselige Sage aus Transsilvanien widerspiegelt, sondern mit fundierten Fakten ihre Existenz belegt und damit zum Teil der Gesellschaft wird.
Weiter werden wir mit allerhand Namen beworfen, die in diesem kleinen Städtchen entweder das Sagen oder etwas zu sagen haben und das kann schnell überfordern. Sie beschränkt sich hier zwar wirklich nur auf den engsten Kreis und versucht nicht allzu viele Bewohner mit ins Boot zu holen, aber eine gewisse Menge bleibt da nicht aus. Jeder hat allerdings seine Eigenheiten und die werden ausreichend dargestellt, um auch Unterschiede oder Vermutungen anzustellen. Wie in jedem guten Thriller hat auch hier wieder jeder etwas zu verbergen und wir wissen von der ersten Minute an nicht, wer die Wahrheit erzählt und was noch kommen mag. Dazu kommen auch kleine Ausschnitte aus den Welten von Tucker und Beau, die zum Gesamtbild aber nicht zur Aufklärung beitragen. Man ist also die ganze Zeit so Ahnungslos wie unsere Protagonistin und das erhöht den Spannungsbogen sehr.
Auch bekommen wir kleine Ausschnitte in kursiv, was die Gefangenschaft eines Vampirs beschreibt. Diese Stellen sind wirklich empathisch und herzzerreißend geschrieben und macht neugierig auf den großen Zusammenhang. Was ich allerdings oben geschrieben habe, hat mich am Buch am meisten fasziniert. Die Vampire nehmen hier zwar nach wie vor die Außenseiterrolle ein, aber sind in der Gesellschaft etabliert. Das habe ich noch nie so gelesen und fand die Idee super. Nicht nur das geheime Randgruppen gibt, die ähnlich des Khun-Klux-Clans agieren mit verbotenem Helsingzeichen und Gruß, sondern auch was den Hass auf diese Ethnie angeht. Vergleichbar ist das auf jeden Fall mit den Nationalsozialisten und ihren Vorstellungen der Ausrottung, aber eben doch etwas ganz anderes. Die Argumentationen für und gegen die Kolonie fand ich dabei am spannendsten.
Im Großen und Ganzen findet ihr hier einen etwas anderen Ermittlerthriller in einer wahnsinnig schönen Kulisse Alaskas und mit einem Thema anderen Bevölkerungsgruppen und den Umgang der Gesellschaft mit diesem Thema, verpackt in einem Mordfall, den es zu lösen gilt. Ich muss dazu sagen, dass ich selten bis nie die Klappentexte lese, bei Autoren die mich überzeugt haben, aber hier kann ich zusätzlich davon abraten. Nicht nur das er massiv spoilert, er ist auch mit Falsch-Informationen gespickt, die es nicht lohnt zu verinnerlichen. Also schnapp euch diesen Pageturner und reist mit Barbara in eine frostige und rätselhafte Kleinstadt Alaskas!
Hallo July,
AntwortenLöschenich mag die Bücher von C. J. Tudor sehr gerne und auch dieses hier wird definitiv gelesen werden. Es klingt wirklich recht gut. Außerdem mag ich es total gern, wenn Geschichten in frostigen Gefilden angesiedelt sind.
Liebe Grüße
Nicole
Ja vorallem die Einöde Alaskas ringsum, war richtig passend im Januar...:)
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