Rezension Unser leichtfertiger Eid

 

Rezension Unser leichtfertiger Eid

 
Eine Liebesgeschichte über zwei totale Außenseiter, die dich an deine Grenzen bringen wird?
 
 
 
 




 Titel: Unser leichtfertiger Eid
 Autor: Bryn Greenwood
 Verlag: Festa Verlag - Must Read
Übersetzung: Simona Turini
Erscheinungstag: 13.09.2021
Seitenzahl: 544 Seiten
Stand alone


Inhalt:

Eine provokante Liebesgeschichte dieser großen Schriftstellerin, die bereits den Bestseller "All die Finsternis inmitten der Sterne" schrieb. Wieder begeistern die skurrilen Figuren und der harte, doch poetische Schreibstil.
Zee würde nie zugeben, dass ihr im Leben jemand fehlt. Doch dass es ausgerechnet der autistische Gentry sein könnte, ist für sie unvorstellbar.
Als eine Entführung Zees Familie zerreißt, wendet sie sich in ihrer Hilflosigkeit an Gentry. Schließlich hat er den ritterlichen Eid abgelegt, Zee um jeden Preis zu beschützen.
Und so beginnt eine gefährliche Reise, die beide für immer verändern wird …

Meinung:

Hm, ich und Liebesgeschichten sind eigentlich überhaupt keine gute Kombination. Und ich bin mir sehr sicher, auch dieser Roman befände sich noch lange auf meinem Sub, wäre er nicht in meiner 24für24 gelandet. Aber das ich auch erst im Dezember dazu greife ist auch schon sehr vielsagend. Umso überraschter war ich von den ersten Seiten, die mich komplett in das Buch hineingezogen haben. Ich wollte wirklich einen Grund zum Abbrechen finden, aber ich war so interessiert, was Zee und Gentry erleben und warum alles so ist, wie es ist, dass ich es nicht mehr aus der Hand gelegt habe... Must Read - Reihe von Festa eben, die enttäuscht einen da selten...
 
Wir starten im Buch mit Zee oder auch Zhorzha Trego genannt, die ich ohne Ihre tolle Borgia Eselbrücke im Leben nicht hätte aussprechen können. Sie sitzt im Zug mit ihrem Neffen Marcus und ist auf dem Weg zu einem Drogendeal. Ok, ab hier war schon klar, die Familie ist kaputt, aber wie kaputt, das hätte ich so nicht gedacht. Zee ist ein Außenseiter, aufgrund ihrer seltsamen Familienverhältnisse – der Vater im Gefängnis gestorben, die Mutter ein Messie, die Schwester LaReigne ist irgendwie immer knapp bei Kasse und auch sonst nicht unbedingt die Vorzeigekandidatin beim Glücksrad des Lebens, da sie jede Woche in den Knast fährt um dort Sozialarbeit zu leisten. Dann passiert es und LaReigne wird bei einem Ausbruch entführt und Zees kleine, sehr chaotische Welt bricht noch mehr zusammen. Ich mein hier gibt es schon sehr viel Potential für Probleme und ein Leben am Rande der Existenz, aber noch mehr über die Familie zu lesen, war so spannend, da der bisher beschrittene Weg alles andere als einfach dargestellt ist.
 
 Und dann lernen wir Gentry kennen, der mit seinem Autismus und seinen inneren Stimmen immer wieder an eckt in der Gesellschaft. Er ist ein Ritter und das hört man nicht nur in seinen Gedanken, sondern es ist auch sehr gut in seiner Handlung dargestellt. Zwei Außenseiter, die zueinander finden, eben Helden eines modernen Märchens. Anfänglich wird Gentry noch als Stalker von Zee betitelt, doch spätestens nach den ersten familiären Kontakten, zeigt sich schnell, dass es eine völlig andere Richtung annimmt. Zee käme niemals auf den Gedanken, dass in ihrem Leben jemand fehlt. Dazu ist sie zu sehr mit Geldsorgen und dem Trümmerhaufen beschäftigt, den sie Alltag nennt. Als ihre Schwester entführt wird, bittet sie den autistischen Gentry um Hilfe und es ist der Anfang einer wundervollen Reise.
 
Die Handlung selbst ist speziell. In erster Linie geht es darum, LaReigne zu retten und dazu zieht die Autorin die Leser in eine bedrohliche Welt. Hierfür zeigt sie uns eine Seite der USA, wo Ex-Knackis ihr Dasein fristen, Gefängnisbesuche an der Tagesordnung stehen, die Polizei unbarmherzig in Privatsphäre vordringt, der Ku-Klux-Klan präsent ist, unliebsame Rednecks mit Drogen dealen, Waffenbesitz zum Alltag zählt, Geld als Grundlage für alles steht und der tägliche Kampf um einen gesicherten Platz in der Gesellschaft zum Überlebenskampf wird. Den Kontrast dazu bildet Gentrys ritterliche Kulisse, wo Ladys ihren Champignons die Gunst erweisen, Tugend auf noble Weise gelebt wird und ehrvolles Gebaren üblich ist. Auch Gentrys Umfeld ist ein Kontrastprogramm, weil wenn er aus der Gesellschaft fliehen möchte sich tolle Wege dafür gesucht hat. Nicht nur seine Familie ist wesentlich aufgeräumter und herzlicher auch der Aspekt der Natur spielt eine große Rolle und Zee wird gezeigt, dass man ein Leben auch anders gestalten und aufbauen kann.
 
In verschiedene Perspektiven zeigt uns die Autorin den Alltag und die Gedanken eines jeden im Buch und ich finde es wirklich bemerkenswert, dass man auch ohne die Überschrift zu lesen erahnen kann oder oftmals auch weiß, wer gerade spricht. Gut bei Gentry war ich anfänglich verwirrt, nicht nur durch den zeitlichen Umschwung, sondern auch durch seine Stimmen im Kopf. Aber gerade Marcus mit seiner kindlichen Art war schön zu lesen und hat die Autorin super umgesetzt.
 
 Die Geschichte rund um Zee und Gentry, ist eine Geschichte um eine Freundschaft, Familie, Zusammenhalt, Liebe, Drogen, Zerwürfnissen, Gewalt und etwas Rassismus und ich kann sie jedem empfehlen, der gerne in verschiedenen Perspektiven wandelt und die Welt damit auch so unterschiedlichen Sichtweisen kennenlernen will.
 

Kommentare

  1. Hallo :)

    Ich freue mich sehr, dass du das Buch mochtest. Da ich auch keine Liebesgeschichten-Leserin bin, hat es mich ebenso überrascht. Für mich zählte es damals eindeutig zu den Jahres-Highlights und seither habe ich die Autorin im Blick.

    Hast du dir schon "All die Finsternis inmitten der Sterne" näher angesehen?

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Nein, noch nicht, weil mir der Hype so immens groß vorkam, schreckt mich das meistens ab. Ich kenne keinen der das Buch nicht mochte oder bewegt hat, deswegen werde ich mir das bestimmt auch mal ansehen... :)

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    2. Das kann ich gut nachvollziehen. Aber ich muss auch sagen, dass es wirklich toll ist. :D Meiner Meinung nach hat es Bryn Greenwood richtig drauf und bringt mich sogar dazu, "Liebesromane" zu mögen.

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