Rezension Der Pianist
Eine herzzerreißende Geschichte über Verlust, Leid und Musik als einziger Hoffnungsschimmer!
Titel: Der Pianist
Autor:
Wladyslaw Szpilman
Verlag: List Taschenbuch
Übersetzung: Karin Wolff
Erscheinungstag: 10.10.2011
Seitenzahl: 240 Seiten
Stand alone
Inhalt:
Polen 1940: Der Pianist Wladyslaw Szpilman lebt im Warschauer
Ghetto. Zwei Jahre später steht er zusammen mit seiner Familie und
seinen Geschwistern auf dem 'Umschlagplatz' zum Abtransport in ein
Vernichtungslager. Nach einer spektakulären Flucht bleibt er allein in
der menschenleeren Ruinenstadt zurück - in ständig wechselnden
Verstecken, immer in Todesangst. Eines Tages entdeckt ihn ein
Wehrmachtsoffizier - und tötet ihn nicht. Im Gegenteil: Er hilft
Szpilman zu überleben ...
Meinung:
Wladyslaw Szpilman ist ein aufstrebender junger Pianist im eleganten Warschau der 30er Jahre, als der Nationalsozialismus über Polen und Deutschland einbricht.
Als
Juden sind er und seine Familie schon bald dem Tod und viel Leid ausgesetzt. Nach mehreren Umzügen vom kleinen Ghetto ins große Ghetto und landen
schließlich alle auf dem gefürchteten Umschlagplatz, von dem aus die Züge nach Treblinka fahren.
Seine Familie: Eltern, zwei Schwestern,
ein Bruder, landen in den Waggons, er wird im letzten Augenblick von der
jüdischen Polizei aus dem Chaos gezogen, weil er ein berühmter Klavierspieler ist, doch leider sieht er seine Familie nie wieder. Mehrere
Monate, insgesamt Jahre, erlebt er in völliger Einsamkeit, ist oft
monatelang ohne jeglichen menschlichen Kontakt, bekommt manchmal
vierzehn Tage lang nichts zu essen, muss von einem
Versteck ins andere flüchten, sieht durch sein Fenster in einem
abgebrannten Dachboden den Aufstand des Warschauer Ghettos und den
Warschauer Aufstand und lebt schließlich ein einer vollkommen verlassenen,
zerbombten und ausgebrannten Stadt, einer Geisterstadt, inmitten von
Ruinen.
Schließlich wird er von einem deutschen Offizier, Wilm
Hosenfeld, entdeckt, und dieser Offizier hilft ihm noch die letzten
Wochen, bevor die Nazis sich zurückziehen müssen.
Nachdem ich zuerst den Film 'Der Pianist' von Roman Polanski gesehen habe, habe ich mir gleich im Anschluss dieses Buch gekauft. Das liegt jetzt auch schon wieder Jahre auf meinem Sub und jedes Mal, wenn ich damit anfing hat mich die winzige Schrift und die Angst vor dem Inhalt abgeschreckt. Doch durch die 24für24 Challenge war es das letzte Buch, was ich mir ausgesucht habe und nun wollte mich endlich darauf einlassen und wie erwartet ein schweres, trauriges Buch und doch durchzogen mit der Liebe zur Musik.
Es
ist einerseits sehr spannend und andererseits sehr distanziert
und emotionslos geschrieben, weil Wladyslaw Szpilman es direkt nach den
Geschehnissen aufgezeichnet hat. Das mag für manche sehr irritierend sein, aber nur durch diese Distanz konnten wir den Geschehnissen so gut folgen. Die Zurückhaltung, die er seiner
eigenen Geschichte angedeihen lässt, wendet er auch auf andere an. Er ist
niemals voyeuristisch, was das Leiden seiner Mitmenschen angeht. So
wird zum Beispiel eine mit ihm befreundete jüdische Familie auseinandergerissen: die Eltern werden zum Leben bestimmt, der kleine Junge wird
für den Umschlagplatz, für die Züge nach Treblinka zugeteilt. Szpilman schreibt: Ich werde Ihnen nicht die Verzweiflung seiner Eltern
schildern.
Es ist ganz anders wie der Film und doch so passend. Im Film hören wir nicht die Gedanken von Wladyslaw, sondern sehen nur die beeindruckende schauspielerische Leistung von Adrian Brody, aber diese Gedanken runden alles so perfekt ab. Das Buch ist weniger grausam, wie die Bilder des Films, aber dafür emotionaler. Das Buch kommt ohne Schrecken und Blut daher, aber dafür umso eindringlicher wie schwer es für ihn war zu überleben und was alle Umstände und glücklichen Zufälle doch für eine Last sein konnten. Ich ziehe den Hut vor so viel Überlebenskampf und Kraft das zu überstehen. Ich kann jedem nicht nur das Buch, sondern beides an Herz legen und jedes auf seine Weise zu erleben und zu fühlen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen