Meinung:
Charlotte McConaghy ist bekannt für ihre emotionalen Spannungsromane, die auch immer Umwelt-Themen beinhalten. Ich hatte noch nie die Freude zu einem ihrer Bücher zu greifen, da sie, warum auch immer völlig an mir vorbei gegangen ist. Aber zum Glück gibt es verlässliche Quellen und Buchies, die mich geradezu gedrängt haben eines ihrer Bücher zu lesen und da ich thematisch mich schon auf Pinguine gefreut habe, will ich mit diesem hier starten. Auch weil Andrea von Leseblick mit mir zusammen auf diese stürmische Insel reisen möchte und das sind für mich mehr als genug gute Gründe.
Mit
„Die Rettung“ entführt sie uns auf die kleine Insel Shearwater (die
an das tasmanische Macquarie Island angelehnt ist),
mitten im Antarktischen Ozean, zwischen der Antarktis und Tasmanien/Neuseeland. Auf der Insel finden wir eine Forschungsstation und den Saatenbunker (in der Realität der „Global Seed Vault“ der UN in Spitzbergen, Norwegen), der die Aufgabe hat,
Pflanzensamen zu katalogisieren, zu schützen und aufzubewahren, um den
Fortbestand ihrer Art zu gewährleisten und eine Nahrungsgrundlage für
die Zukunft zu sichern, sowie eine Vielfalt an Haubenpinguinen, Seebären, Robben und Wale. Dominic
Salt lebt mit seinen drei Kindern Fen, Raff und Orly auf der Insel und
ist der „Mann für Alles“; hält alles instand und führt
Ausbesserungsarbeiten durch. Die Familie erwartet ein Containerschiff, das die Samen und die ganze Mannschaft dort abholen
soll, weil durch die rohen Naturgewalten die Insel unaufhaltsam vom steigenden Meeresspiegel bedeckt wird und nicht mehr lange Bestand hat. Und dann wird eines Tages eine fremde Frau schwer verletzt an der Küste angespült, die nun die verbleibenden Vorräte mit der Familie teilen muss. Da auch die Energieversorgung
ausgefallen ist, kann kein Notruf abgesetzt werden und die Bedrohlichkeit der Situation macht sich in jeder Zeile bemerkbar.
Der Titel „Die Rettung“ bezieht sich auf den ersten Blick erstmal auf die Rettung der Samen. Doch das ist nicht ganz der Inhalt des Buches. Im
tieferen Sinne geht es um die Rettung der Menschen dort, um das
Verarbeiten der Vergangenheit, um das Bekämpfen der inneren Dämonen, um
das Loslassen, die Einsamkeit, die Verluste, das Verzeihen, das Nach-Vorne-Blicken und, trotz der
Hoffnungslosigkeit und dem vielen Grauen auf der Welt, den Glauben an
die Zukunft und die Liebe nicht zu verlieren. Es geht auch sehr intensiv um Familienthemen und Elternschaft. Das hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet und war überrascht und begeistert zugleich, wie sehr mich dieses Buch, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, doch in den Bann ziehen konnte.
Am Anfang musste ich mich an den Schreibstil erst einmal gewöhnen, aber die kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven lassen einen locker dranbleiben und man findet recht schnell den Flow ins Buch. Dominic und Rowans Gefühlswelt bekommen wir hautnah durch den Ich-Erzähler mitgeteilt, aber auch Orly, Fen und Raff kommen durch den
allwissenden Erzähler zu Wort und geben uns Einblick in ihre Motive und Beweggründe. Die Handlungsfäden der Familie und der Geretteten laufen zusammen in der Frage, wer ein Mann namens
Hank Jones ist, wo er sich befindet – und ob die Rettung von Menschen
oder Saatgut wichtiger ist.
Alle Bewohner wirken bedrückt durch das bedrohliche Wetter, was tagtäglich an den Inselkoller erinnert und durch die düstere Vergangenheit als ehemaliger Standort von
Wal-, Pinguin- und Robbenfängern. Äußerst
misstrauisch umschleichen sich hier Rowan und die ansässige Familie, denn Vater
und Kinder verbergen offenbar etwas vor Rowan, zugleich hungert jeder nach einer Gesprächspartnerin. Besonders Fen hat weibliche
Gesellschaft durch die Isolation der Insel und das Fehlen der Mutter lange vermisst. Einen
Lichtblick in dieser Düsternis bietet der neunjährige Pflanzenexperte
Orly, der mit seinen Wissensgeschichten zum willkommenen Unterhalter und Begleiter der
verletzten Rowen wird. Ich war überrascht über den krimiähnlichen Aufbau und damit die Spannung, die nicht abbricht. Neben wunderschön beschriebenen Naturschauspielen und Landschaften, ist es aber auch emotional und herzlich geschrieben und verbindet Komponenten, die für mich perfekt ausgewogen waren.
Zusammenfassend kann ich das Buch jedem empfehlen, der an Nature-Writing interessiert ist und
Romanhandlungen an abgelegenen Schauplätzen sucht. Ihr findet hier auch eine
krimireife Handlung und psychologisch faszinierende Figuren, die perfekt ausgearbeitet wurden. Wirklich, ich bin begeistert und habe lange nicht mehr so viel zu einem Buch gegoogelt. Ich werde mir zeitnah auch noch ihre Bücher "Zugvögel" und "Wo die Wölfe sind" bestellen. Endlich mal eine Empfehlung von Instagram, die Hand und Fuß hat und eine Erweiterung für meinen Lesegeschmack darstellt.
Hallo July,
AntwortenLöschennoch ein Buch, das bei mir auf der Wunschliste wartet. Du klingst jedenfalls sehr begeistert und Andrea hat es auch gefallen. Irgendwann ist es sicherlich auch bei mir dran.
Liebe Grüße
Nicole
Dann wünsche ich dir ganz viel Spaß damit. Ich fand es wirklich großartig und dafür warten jetzt die beiden anderen auf meiner Wunschliste! ;)
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