Rezension Der Feind in ihrem Haus - John Marrs -

 

Rezension Der Feind in ihrem Haus

- John Marrs -

Ein Fremder schleicht sich in ihre Familie ein und übernimmt die Kontrolle...!
 
 
 


 Titel: Der Feind in ihrem Haus
 Autor: John Marrs
 Verlag: Edition M
Erscheinungstag: 26.03.2024
Seitenzahl: 413 Seiten
Format: Ebook
Übersetzung: Tanja Lampa
Stand alone


Inhalt:

Um ihre demente Mutter Gwen zu betreuen, zieht die alleinstehende Connie nach Buckinghamshire. Sie kümmert sich gern um sie, auch wenn sie selbst zurückstecken muss.

Bis eines Tages ein weißer Van vor der Tür steht. Eine soziale Einrichtung hat den Handwerker Paul zur Unterstützung geschickt. Aber Connie ist alarmiert. Irgendetwas gefällt ihr nicht an Paul. Er ist zu freundlich, zu charmant und mischt sich zu sehr in das Leben ihrer Mutter ein. Zunehmend hilflos beobachtet sie, wie Gwen ihn für ihren verstorbenen Mann hält, wie sie Paul den Schlüssel zum Haus überlässt und er letztlich sogar einzieht. Wie perfide sein Plan ist, erkennt Connie viel zu spät …

Meinung:

Ich wollte eine spannende und schnelle Lektüre zwischen zwei Rezensionsexemplare werfen und auf meinem Laufband ein paar Schritte sammeln. Durch eine wackelige Konstruktion, aber funktionell, lese ich gerne Ebooks beim Laufen und damit vergeht die Zeit wie im Flug. Und auch bei dieser Auswahl ist mir das Gelungen und hat mir dabei sehr geholfen Meter zu machen. 
 
Connie ist eine Hochzeitsplanerin, die für ihren Traum nach Italien ausgewandert ist. Nur leider muss sie dieses Leben erst einmal hinter sich lassen, da ihre Demenzkranke Mutter Gwen Unterstützung in England benötigt. Als eines Tages ein Van vor der Tür steht und sich ein Fremder im Garten zu schaffen macht, ändert sich jedoch einiges für ihr strukturiertes Leben. Paul arbeitet gemeinnützig für hilfsbedürftige Frauen und erledigt Dinge im Garten und rund ums Haus komplett selbstlos und engagiert. Zumindest scheint so der erste Eindruck. 
 
Der Schreibstil von John Marrs ist wie immer sehr flüssig, denn sobald man seine Bücher aufschlägt, ist man einfach in der Geschichte. Ich hatte beim Lesen ein genaues Bild vor Augen und die Charaktere wurden detailliert und umfassend beschrieben, ebenso wie das Setting. Obwohl hier schnell klar wird, dass Paul nicht zu den Guten gehört, finde ich den Plot wirklich spannend! Es hat wieder diesen kleinen Desperate Housewives Vibe und ich freue mich auf die Geschichten hinter den Fassaden. Paul hingegen war für mich von Anfang an skurril und unsympathisch. Ich konnte schwer nachvollziehen, warum Connie so schnell Vertrauen aufbaut und ihm so viel erzählt hat. Gerade weil sie in den Mitvierzigern noch keine feste Bindung oder Nachwuchs hat, frage ich mich, woher dieses Grundvertrauen auf einmal kam. Sie ist sonst eher von der skeptischen und unnahbaren Sorte, aber Paul scheint nicht nur ihre Mutter Gwen mental leicht zu knacken.
 
Connie weiß, dass Paul Gwen nur ausnutzt, kann ihm aber nichts nachweisen. Als Paul immer mehr Verantwortung und Kontrolle an sich reißt, sind Connie fast schon die Hände gebunden und die Ereignisse spitzen sich dramatisch zu. Ich finde die Geschichte plätschert hier ruhig vor sich hin und man grollt immer wieder bestimmten Aktionen, aber zeitgleich muss man natürlich weiterlesen, um das Ende zu erfahren! Deshalb ist es für mich kein reißerischer Thriller, sondern eher ein subtiler Spannungsroman, aber mit Sogwirkung. Auch die unterschiedlichen Perspektiven lockern alles noch einmal auf und man denkt den Rundum-Überblick zu haben, aber nicht ganz. Ein paar kleine, wohl platzierte Überraschungen warten immer noch auf euch.

Auf dem Cover sind zwei Schlüssel zu sehen. Der eine Schlüssel steckt in dem Türschloss und der andere hängt verbunden nach unten. Das Covermotiv ist gut gewählt, denn Schlüssel spielen eine wichtige Rolle in diesem Buch. Alles strahlt in einer roten Grundfarbe, die ebenso richtig gut passt. Das Thema Demenz wurde auch umfassend verarbeitet und vor allem respektvoll. Es zeigt nicht nur die Hindernisse der Betroffenen, sondern auch die nervenaufreibenden Tagesabläufe der Betreuer und Nahestehenden. Von Geldnot, über nicht getroffenen Absprachen zu Beruhigungstaktiken zeigt es viele Facetten einer nicht zu stoppenden Krankheit. Ich hatte oft den Gedanken, dass es grausam und unfair gegenüber Connie ist, aber Gwen kann dafür glaube am wenigsten. Das Paul die Sache für seine Zwecke nutzt ist dabei menschlich sehr perfide und abgründig, aber ein guter Plot für diese Scharade.

Ich empfehle „Der Feind in ihrem Haus“ allen, die weitgehend unblutige, dafür aber perfide Thriller mögen, die fesselnde, aber nicht reißerische Spannungsromane lieben und sich gerne mit den Thematiken zu Familiendramen oder Erbkrankheiten beschäftigen.
 


 
   

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