Rezension Sing mir vom Tod - Ivy Pochoda

 

Rezension Sing mir vom Tod

- Ivy Pochoda -

 
Frauenknast, Corona und der Gedanke an die Freiheit!
 
 
 


Titel: Sing mir vom Tod
Autor: Ivy Pochoda
Verlag: Suhrkamp Verlag
Übersetzung: Christiane Winkler
Erscheinungstag: 13.01.2025
Seitenzahl: 310 Seiten
Format: Paperback
Stand alone 
 

Inhalt:

Florence »Florida« Baum ist alles andere als die arme, verfolgte Unschuld, für die sie sich im Frauengefängnis von Arizona ausgibt ‒ zumindest behauptet das ihre ehemalige Zellengenossin Diosmary »Dios« Sandoval. Denn Dios kennt die Wahrheit über Floridas Verbrechen und weiß, was diese sogar vor sich selbst verbirgt: dass sie nie ein Opfer der Umstände war, eine glücklose Zuschauerin, die von einem üblen Typen auf Abwege geführt wurde. Dios weiß, dass Dunkelheit auch in Frauen lebt, selbst wenn die Welt sich weigert, sie zu sehen. Und sie ist entschlossen, Florida die Augen zu öffnen und deren wahres Ich zum Vorschein zu bringen.

Als beide Frauen auf Bewährung freikommen, wird Dios' Fixierung auf Florida zu einer gefährlichen Besessenheit, und es beginnt eine tödliche Jagd von Arizona bis in die trostlosen Straßen des Los Angeles, wo Detective Lobos, auch sie eine Frau mit Gewaltpotential, schon wartet. Es kommt zu einem atemberaubenden Showdown.

Meinung:
 

Wir starten im Frauenknast von Arizona, wo wir Kace, Dios und Florida kennenlernen. Die drei Frauen haben eine seltsame Beziehung zueinander, die sich mir bis zum Ende hin nicht wirklich erklärt hat. Kace ist mehr die Beobachtende an der Seite mit einer dermaßen cholerischen Art, das es schon unpassend wirkte. Dios und Florida verbindet eine Hassbeziehung, die ich von Anfang schon nicht begriffen habe. Auch als beide frühzeitig das Gefängnis verlassen dürfen und scheinbar getrennte Wege gehen, entsteht eine Co-Abhängigkeit, die ich nur noch nervig und toxisch empfand. Ich habe weder die Gründe noch die Motivation dahinter verstanden. Dios strahlt für mich von Beginn an eine ganz unangenehme Aggressivität aus und ihre Art Dinge zu regeln, finde ich mehr als bedenklich.
 
Wir schlüpfen in dem Buch in 4 verschiedene Perspektiven. Kace, Dios, Florida und Lobos erzählen uns in der Ich-Perspektive ihren Standpunkt und das ohne weitere Kapiteleinteilung darunter. Das bedeutet, dass es manchmal doch ein wenig zu lange Kapitel mit wenigen Absätzen sind und so etwas demotiviert mich immer beim Lesen. Dazu kommt noch ein sehr statischer Schreibstil mit kurzen und prägnanten Sätzen. Stellenweise von Vorteil, weil es die brutalen Handlungen auch stilistisch unterstreicht, aber meist hinderlich, weil ich keiner Person eine Bindung aufgebaut habe. Also nicht so richtig ein ausführlicher, ausschweifender Schreibstil, dafür umso ausführlicher in der Erzählung. Das wurde schnell eintönig und zog sich stellenweise wie Gummi, da viele dieser Informationen nicht zur Geschichte beigetragen haben. Auch diverse Logiklücken, was Essen oder Zusammenhänge betrifft, ließen mich stutzen oder innehalten. Ich habe viel mehr in die Sache hinein interpretiert und spekuliert, wie es schlussendlich gedacht war.

Die Geschichte würde sich sehr gut für eine Verfilmung eignen. Die Bilder, die das Buch im inneren Auge entstehen lässt, wäre ideal für das Kino mit Breitbild und Zeitlupe als ideale Stilmittel. Leider in der Buchform etwas zäh und stellenweise zu wenig Informationen, also ausreichend für den Film, zur Serie reicht es nicht. In Endeffekt wird viel erzählt, aber nichts passiert, was die Handlung vorantreibt. Für mich ist das auch kein Thriller, nur weil ein paar blutige und brutale Momente auftauchen. Es hat keine Elemente, die die Spannung hochtreiben und dahalten. Ab der Hälfte erscheint dann Lobos, wie eine Art Lückenfüller auf dem Schirm und da wird eine gewisse Grundspannung erzeugt, aber für mehr leider nicht ausreichend.

 Mit dem Thema Corona komme ich immer noch nicht klar und bin nach wie vor genervt davon. Hier ist es recht passend, denn wer weiß, mit wie vielen Opfern die beiden sonst noch den Weg gepflastert hätten. Im Großen und Ganzen erscheint das Buch wie ein moderner Western, wo sich ein Duell dem anderen anknüpft. Auch das Cover ist mit dem Gelb-Orange und den Palmen in diesem Sinne gestaltet und strahlt schon eine gewisse Einsamkeit und Aggressivität aus. Der Spannungsbogen und auch der Inhalt haben mich wenig überzeugt, aber die Grundidee war nicht schlecht.
 


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